Der Magier des Moments

"Grüne Augen, scheuer wie selbstbewusster Blick, rostfarbener Schal um den Hals und den Kopf: Jeder kennt dieses Bild eines afghanischen Mädchens, das zur weltweiten Ikone wurde, seit der Fotograf Steve McCurry es fixierte. Im Februar 2009 war das Bild auch in Schleswig zu sehen – im Rahmen der Ausstellung im Stadtmuseum mit Arbeiten von McCurry.

Was damals wie ein einzelner Glückstreffer für die Region, die Stadt und nicht zuletzt das Team um Museumschef Dr. Holger Rüdel aussah, ist dabei, sich zu einer regelrechten „Glückssträhne“ zu entwickeln. Die „Super-Referenz“ (Rüdel) der McCurry-Schau bewirkte, dass schon bald das nächste internationale Highlight ins Haus steht: eine Ausstellung mit Werken eines der besten internationalen Tier- und Landschaftsfotografen, des Amerikaners Jim Brandenburg.

Am 19. Juni startet die Retrospektive im Stadtmuseum. Einen Tag vorher (Beginn: 19.30 Uhr; die Karten kosten 10 Euro plus VVK-Gebühr; erhältlich über alle bekannten Vorverkaufsstellen) präsentiert Brandenburg höchstpersönlich in einem Lichtbildervortrag im Stadttheater seine besten Wildlife-Fotos. Die Veranstaltung wird unterstützt durch den Förderverein des Stadtmuseums, durch Sony, die Firma Foto Guth aus Kappeln, die Nospa Kulturstiftung sowie die Sparkassenstiftung Schleswig- Holstein. 
Das haben Vortrag und Ausstellung auch verdient, denn das Lebenswerk von Brandenburg – um nichts weniger geht es bei der Ausstellung, die in Schleswig ihre Welttournee beginnt – ist in mehrfacher Hinsicht hoch bemerkenswert. Brandenburg ist ein Magier der Kamera. Wie nur wenige andere hält er immer wieder den Moment fest, der ein Bild zu einer zeitlosen Metapher werden lässt: ein arktischer Wolf, der auf eine Eisscholle springt – oder ins Leere? Brandenburgs Landschafts- und Tierbilder sind „Kunst-Werke“ auch in der Hinsicht, dass sie den Respekt vor dem Sujet lehren, nicht nur vor der Kunst des Fotografen. 23 Reportagen hat er so allein für das renommierte Magazin „National Geographic“ fotografiert; mehrfach wurde er für seine Arbeiten hoch dekoriert. Aber wie hat diese enorme Karriere angefangen? Erste Antwort: sehr überschaubar. Noch Ende der 60er Jahre arbeitete Brandenburg für eine lokale Tageszeitung in Minnesota. Zweite Antwort: unweit von Schleswig, in Idstedt. Von dort stammt nämlich Brandenburgs Urgroßvater, ein Peter T. Petersen, der 1880 nach Iowa in die USA ausgewandert war. Welcome home, Mr. Brandenburg."

Michael Radtke (Redaktionsleiter Schleswiger Nachrichten)

Das Jim-Brandenburg-Projekt wurde vom Verein zur Förderung des Stadtmuseums Schleswig e. V. zusammen mit der Nospa Kulturstiftung Schleswig-Flensburg, der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein und FOTO GUTH in Kappeln ermöglicht.