Retrospektive im Stadtmuseum Schleswig und in der Städtischen Galerie Iserlohn 2014

Zwei Drittel unseres Planeten werden von Wasser bedeckt. „Du musst Dir diesen Planeten als einen Wasser-Planeten vorstellen, nicht als einen Land-Planeten. Das Meer ist das Herz und die Seele des Lebens. In diesem sehr, sehr leeren, sehr, sehr dunklen Universum leuchtet nur ein einziger Himmelskörper blau“, sagt David Doubilet.

Die Meere sind immer noch eine terra incognita, über die wir sehr wenig wissen. Die faszinierende Schönheit und Einzigartigkeit dieses Kosmos zu erforschen und zu dokumentieren, hat sich David Doubilet seit fünf Jahrzehnten zur Lebensaufgabe gemacht. Es ist seine persönliche Herausforderung, den atemberaubenden Unterwasser-Paradiesen im fortlaufenden Rennen zwischen Entdeckung und Zerstörung eine visuelle Stimme zu geben und Verborgenes sichtbar zu machen. Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane machen den Fotografen besonders traurig. Der berühmteste Unterwasser-Fotograf der Welt und Pionier erzählt von sich selber, dass er über die Hälfte seines Lebens im Wasser verbracht hat. David Doubilet hat wie kein anderer unseren Blick auf die Ozeane mit ihren unterschiedlichen Landschaften und Lebensformen geprägt und verändert. Seine Reportage-Reisen und Expeditionen führten ihn in alle Gegenden dieser Welt von den kalten dunklen Polarmeeren bis zu den Traumrevieren der Karibik. Er veröffentlichte neben zahlreichen Bildbänden und Büchern fast siebzig Artikel für National Geographic und illustrierte zahlreiche Titelgeschichten. Sein Buch „Water Light Time“, 2006 erschienen, wurde zu einem Meilenstein der Unterwasserfotografie – eine Hymne an das Meer.

Der 1946 in New York City geborene Fotograf begann während eines Sommerlagers eher zufällig mit dem Tauchen. Das Leben unter Wasser hat ihn fortan nicht mehr losgelassen. Erste fotografische Versuche mit einer Brownie Hawkeye folgten. Die Ergebnisse fielen bescheiden aus. Seitdem hat David Doubilet viel experimentiert. Er ist zu einer besonderen Technik und unübertroffenen Meisterschaft gekommen, mit den schwierigsten Lichtbedingungen und Situationen umzugehen. Oft blendet er dabei die Welt über Wasser in seine Aufnahmen ein. Der gegen den blauen Himmel fotografierte Taucher, der von einem Schwarm Barracudas umkreist wird, die sanft im Flachwasser dahingleitenden Rochen im magischen Licht vor einem dramatischen Wolkenhimmel oder die in einem Tangfeld spielenden Robben, die ohne Scheu ihre Choreografien direkt vor der Kamera vollführen, sind längst zu Ikonen des Genres geworden.

Wenn Zitronen-Haie direkt auf Fotograf und Betrachter zuschwimmen, wird man ein gewisses Unbehagen nicht los. Gefahr ist für David Doubilet eine kalkulierte Größe. Seine einzige wirkliche Angst besteht darin, ein großartiges Foto zu verpassen. Die Intimität seines Blicks verrät uns all die Erfahrung, Liebe und Leidenschaft, die nötig sind, um diese besondere Nähe zum Sujet möglich zu machen. Die fantastischen Aufnahmen Doubilets sind bewegende Zeugnisse einer bedrohten Welt im Übergang.

Die als Retrospektive angelegte Ausstellung „Visual Dreams and Intense Curiosity“, die in enger Zusammenarbeit mit David Doubilet und seiner Partnerin Jennifer Hayes entstanden ist, zeigt über 100 Arbeiten aus fünf Jahrzehnten. Das Stadtmuseum Schleswig und die Städtische Galerie Iserlohn sind stolz und glücklich, nach den überaus erfolgreichen Kooperationen bei den Retrospektiven von Steve McCurry und Jim Brandenburg einen weiteren Hochkaräter der Fotografie exklusiv präsentieren zu dürfen. Die von beiden Häusern kuratierte Schau ist die erste große David Doubilet-Ausstellung weltweit.